Ägypten: Kultur – Die Ägypter

Die Ägypter




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Die Ägypter sind in vier Gruppen eingeteilt: Kopten, Beduinen, Nubier und ägyptische Bauer (Fallahin). Die Fallahin werden immer als auf dem Land lebende Bauern dargestellt. Vielleicht ist das auch die korrekte und traditionelle Bedeutung vom Wort Fallahin. Diese Gruppe war leider von der Außenwelt und Realität in Ägypten abgeschirmt.


Ägypten ist ein Land mit wunderschönen und reizvollen Traditionen.


Ein großer Teil von Ägyptens Bevölkerung, wenn nicht die Mehrheit, lebt in den größeren Städten, meistens Kairo und Alexandria. Diese zwei Städte ziehen auch die meisten Ausländer an. Sie sind zwar wichtig für Ägyptens Kultur, aber man sollte nicht die anderen mittelgroßen Städte vergessen. Es gibt wie in jeder anderen Stadt die Unterklasse bestehend aus Fallahins, die aus den Dörfern in Städte ziehen und die Unterschicht der kommerziellen und Händlerklasse. Sie sind sehr viele. Manchmal schaffen es diese Kaufleute in die Mittelschicht. Wenige werden reich.

 

Die Reiseführer schreiben selten über diese große Schicht der ägyptischen Businessmänner. Manche kommen aus Familien, die schon seit Jahrzehnten im Handel arbeiten. Andere sind Fallahin, die in der Stadt das gefunden haben, wonach sie suchen. Die ärmsten Händler sind die, die auf den Straßen Bohnen verkaufen. Sie könnten Fallahin sein. Sie haben so viele Gesichter und arbeiten in vielen Berufen in verschiedenen Branchen. Sie machen Goldschmuck, Kupfertöpfe, Teppiche, und Feinwaren. Sie bauen Gebäude, streichen Wände und verkaufen Lebensmittel. Sie arbeiten als Metzger, Bäcker, Taxifahrer und Sekretären. Heutzutage sind diese Leute einfach Ägypter, ohne sie als Kopten, Nubier, Beduinen noch Fallahin zu bezeichnen.

 

Die Reiseführer beschreiben meistens nur die traditionelle ägyptische Kultur und zeigen nicht das heutige Ägypten. Hier findet man Teenager in McDonalds und Pizza Hut. Komplette Straßen werden beleuchtet, um einen Geburtstag oder eine Hochzeit zu feiern. Man wird zu jeder Tageszeit hupende Autos hören. Die echte Kultur lernt man in den kleinen Gassen der Städte kennen. Die Bewohner dieser Viertel kennen sich alle und helfen sich auch gegenseitig.
In einer Stadt wie Kairo ist die Kriminalitätsrate eher niedrig. Viele Europäer denken, dass es wegen der harten Strafen so ist. Der wahre Grund aber ist, dass die Bevölkerung sehr gläubig ist. Das Verbot von Alkohol und Drogen vom Islamischen Recht und noch dazu von der eigenen Frömmigkeit, hat sicherlich viel damit zu tun. 

 

DIE FALLAHIN
 
 

Die einfachen Bauern halfen die Pharaonen als Arbeitskräfte im Bau der riesigen Monumente und machten das Essen für die Arbeiter. Auch heute versuchen die Fallahin vergeblich durch ihre winzigen Felder Ägyptens ständig wachsende Bevölkerung zu ernähren. Diese Bauern wohnen in kleinen Dörfern, wie zu Zeiten ihrer pharaonischen Vorfahren am Nil entlang.

 

Ägyptische Dörfer

Die meisten Bewohner leben in Lehmhäusern. Die dicken Wände schützen vor der Mittagshitze. Die flachen Dächer dienen als Schlafquartiere oder als Lager. Die Dorfbewohner streichen oft die Außenwände der Häuser in Blau oder einer anderen Farbe, die vor dem bösen Auge hilft. Wenn ein Mann reicher wird, kann er ein zweites Stockwerk zu seinem Haus dazu bauen, wo sein verheirateter Sohn wohnen kann. Die Bauern, die die Pilgerfahrt nach Mekka gemacht haben, malen oft die Geschichte ihrer Reise auf den Wänden. Diese Häuser und die Moscheen sind oft die vornehmsten Gebäude der Gegend.
 

Manche Bauern bauen ein Taubenhaus in der Nähe ihres Hauses. Sie züchten die Tauben als Essen und benutzten ihre Abfälle als Düngemittel. Viele Häuser haben noch kein fließendes Wasser oder Elektrizität. Frauen mit Wasser gefüllten Tontöpfen auf dem Kopf sind ein alltägliches Bild im Dorf. Der Staat baute in der letzten Zeit moderne Häuser in manchen Dörfern am Nildelta, in den Oasen und am Roten Meer.

 

Familienleben

Ägypter haben viele Kinder, die schon im jungen Alter lernen Verantwortung zu tragen. Die jüngeren Kinder hüten Schafe und Ziegen. Wenn die Jungen neun oder zehn werden, lernen sie mit dem Feld umzugehen, das eventuell ihres sein wird. Die Mädchen füttern Hühner, Ziegen und Büffel (Gamousa). Schon in jungen Jahren lernen sie schwere Gewichte auf dem Kopf zu tragen. Diese Arbeiten werden sie wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang machen müssen.
 

In ägyptischen Großfamilien haben Großeltern, Tanten, Onkeln und Cousinen  Verpflichtungen. Sie halten in guten sowie auch in schlechten Zeiten zusammen. Falls einem Familienmitglied etwas passiert, helfen alle Verwandten mit. Falls ein Tier schwer verletzt ist, wird es geschlachtet und jede Familie innerhalb der Großfamilie kauft eine Portion. Somit wird Geld zusammengespart, um das Tier zu ersetzen. Die Älteren der Großfamilie geben ihre Ratschläge in Familienangelegenheiten, Landwirtschaft und Religion.

 

Kleidung

Verheiratete Frauen tragen auswärts traditionell ein schwarzes Kleid über ihre bunte Hauskleidung und verdecken ihre Haare mit einem langen schwarzen Tuch. Sie tragen ihren Gold- und Silberschmuck, der sie in schlechten Zeiten versichert, sprich wenn sie verwitwet oder geschieden werden. Der Mann trägt ein langes Gewand (Galabiya), aus Baumwolle im Sommer und Wolle im Winter. Er trägt oft eine Art Turban auf dem Kopf und eine Jacke im Winter. Die Gewänder sind immer bodenlang, aber dadurch, dass sie weit sind, kann die Luft gut zirkulieren. 

 

Essen

Am Ende des Tages kehren die Fallahin in ihre Dörfer  auf Eseln zurück. Eine friedliche Stille kommt ins Dorf, wenn alle Familien zu Abend essen. Frauen kochen und backen Brot; entweder in Öfen oder in der Sonne. Das Gericht besteht aus Reis, Bohnen (Foul) und Gemüse. Für spezielle Gelegenheiten wird Fattah zubereitet (falls Fleisch vorhanden ist). Fattah besteht aus drei Lagen aus Brot, Reis und Fleisch und Tomatensauce. Die Fallahin essen eher mit Brot als mit Gabel und Messer.

 

Feste

In Festtagen ist ein Dorf alles andere als ruhig. Im Mulid (Geburtstag vom Propheten) versammelt sich das ganze Dorf; Kinder spielen, Erwachsene gucken Pferderennen und nehmen an den Ritualen teil. Bei Hochzeiten dekorieren Frauen die Braut mit Hennamotiven. Nach der Trauung folgen die ganzen Dorfbewohner die Braut und den Bräutigam zu ihrem neuen zu Hause. Die Frauen helfen alle mit das Essen für die Gäste vorzubereiten. Isolation ist in einem ägyptischen Dorf undenkbar.
 
 


BEDUINEN
 

Beduinen wandern in Ägyptens Wüsten, um nach Wasser für die Familie und Fressen für die Tiere zu finden. Sie wandern nicht ziellos herum, sondern kehren jährlich zur gleichen Stelle zurück, in der sie vor kalten/heißen Jahreszeit geschützt sind.
Dem traditionellen Beduinen entgeht nichts in der Wüste. Er weiß genau, wo er Wasser finden kann, und ob es brackig oder giftig ist. Von den Sträuchern erkennt er, wann und wie viel es zum letzten Mal geregnet hat. Er kann die Spuren im Sand folgen und wissen wie lange es her ist. Er kann sogar das Alter der Kamele von den Fußabdrücken erkennen. Beduinen orientieren sich nach den Sternen, bekannte Zeichen auf dem Weg oder nach Steinen, die sie gelegt hatten.



Kleidung

Es kommt bei der Kleidung auf das Wetter und den persönlichen Stil an. Sie ziehen immer mehrere Schichten an, damit sie sich vor den Sonnenstrahlen schützen und damit die kühle Luft zirkuliert. Er bindet sich ein Tuch um den Kopf und Nacken, um den Feuchtigkeitsverlust zu verzögern, das zu einem Hitzeschlag führen kann und um das Gesicht vor dem heißen trockenen Sand zu schützen. Frauen tragen schwarze Kleider und eine Kopfbedeckung, die mit Kreuzstichmotiven gestickt sind: Blau für unverheiratete Frauen und Rot für verheiratete Frauen. Sie bedecken ihr Gesicht mit einem Tuch gestickt mit den gleichen Motiven und manchmal kommen noch Muscheln und Münzen dazu. Die meisten traditionellen Beduinen kleiden sich sehr unauffällig und bescheiden.


Häuser

Viele Beduinen leben in Hütten und Zelten bestehend aus Ziegen – und Kamelhaare, die die Frauen gewebt und zusammengenäht haben. Die Zelte sind in zwei Räume eingeteilt, eines für die Gäste und Familie und das andere Zimmer für die Frauen.
 
Wenn der Stamm loszieht, ist die Frau dafür verantwortlich das Zelt auseinander zu nehmen, auf das Kamel zu packen und am neuen Platz wieder aufzubauen. Man kann die Seiten der Zelten auch hochklappen, damit frische Luft reinkommt. Heutzutage haben viele Beduinen kleine einfache Häuser aus Stein oder Lehm gebaut.
 


Nomadisches Leben

Die beduinische Familie hält immer zusammen. Verantwortung übernehmen und die Familie zusammenhalten ist ein Muss bei den Beduinen. Jungen und Mädchen heiraten meistens im Teenager Alter. Manche Männer haben auch mehr als nur eine Frau. Jede der Frauen lebt in einem anderen Haus. Vom Mann wird erwartet, dass er seine Zeit gleichmäßig teilt. Heutzutage haben Männer oft eine Frau im Dorf/Stadt in einer Wohnung und eine andere Frau in der Wüste. Es ist eine teure Sache mehr als eine Frau zu haben.
Der moderne Einfluss veränderte das traditionelle Beduinenleben. Manche Herrscher haben den Beduinen Land gegeben, und somit ihre Ansiedlung gefördert. Viele Familien siedelten in Häuser ein und verließen ihre handgemachten Zelte. Beduinen investieren in Land und Unternehmen. Sie schicken ihre Söhne in Schulen in Kairo, Alexandria und in den nahliegenden Gebieten, wo in der letzten Zeit viele Institute und Universitäten gebaut wurden. Sogar die noch immer traditionellen Beduinen hat es erwischt: Der Toyota Pick-Up ersetzt nun das Kamel. Aber auch moderne Beduinen kommen immer wieder zur Wüste zurück, um das moderne hektische Leben zu entkommen.

 
 

 

NUBIER
 

Die Nubier leben im engen Tal südlich von Assuan. Die moderne Wissenschaft konnte die Herkunft der Nubier weder die Veränderungen in der Rasse feststellen. Sie haben starke Kaukasische Gene und scheinen keinen Zusammenhang mit den Afrikanern zu haben. Diese Leute bewirtschafteten einst diese engen Flächen entlang des Flusses mit Palmen.


Eine bestimmte Gruppe der Nubier (Medjy) arbeitete Jahrhunderte lang als Händler und im Militär der Pharaos. Im Neuen Königreich reisten die Nubier in den Norden nach Luxor, um die klassische pharaonische Kultur widerherzustellen.


Die Nubier sind sehr stolze Menschen. Sie verweigern Ehen mit Nicht-Nubiern und bevorzugen Inzucht. Es wurden aber keine schweren Krankheiten festgestellt. In modernen Zeiten führt dieser Stolz zu Schwierigkeiten. Sie versuchen ihr Dorfleben zu behalten, obwohl viele Männer schon im Norden leben und arbeiten. Heute leben die Nubier auf dem Land, das einst vom Wasser des Nasser Sees überflutet war. Sie arbeiten hart und versuchen ihre Kultur zu erhalten.
 


Dorfleben

Ursprünglich waren die Nubischen Dörfer stark miteinander verbunden. Sie feierten Geburten, Eheschließungen und traditionelle Rituale am Fluss. Das neugeborene Kind wird z.B. im lebenspendenden Fluss gebadet. Eine Braut und ein Bräutigam badeten am Vorabend ihrer Hochzeit separat im Fluss und nach der Eheschließung zusammen. Nach einer Todesfeier wuschen sich die Frauen im Fluss das Gesicht und boten Henna und Parfum dem Fluss an. Obwohl die Nubier zuerst ins Christentum und dann zum Islam konvertierten, sind sie immer noch von den Wasserengeln überzeugt und glauben an ihre Kräfte.
 


Versetzungen

Der Nubische Lebensstil veränderte sich als die Briten den ersten Assuan Staudamm 1902 bauten. Er ertränkte ihre Pflanzen, Datellpalmen, Moscheen und Häuser. Die Bewohner waren gezwungen ihre Häuser höher zu bauen. Sie versuchten die neue Fläche zu kultivieren, aber dem harten Sandboden fehlte der fruchtbare Schlamm. Viele Männer verließen ihre Familien, um in anderen Städten Arbeit zu suchen. Sie gingen bis nach Kairo.
 
Der Damm wurde drei Mal während 75 Jahren erhöht. 85% der Männer mussten im Norden Arbeit finden. Frauen und Kinder versuchten die Traditionen aufrecht zu erhalten. Es war aber sehr schwierig, da die Männer und Väter nur paar Mal im Jahr zurückkehrten. Ihr Lebensstil veränderte sich auch. Sie benützen jetzt Plastikteller und Aluminium Pfannen.
 
Obwohl manche Dorfbewohner schon früh nach Assuan zogen, war der Staudamm der finale Grund für den Auszug der Nubier. Der Staat half die Nubier, die in die Gegend von Assuan und Kom Ombo zogen. Nubier arbeiten jetzt als Taxifahrer, Lebensmittelhändler oder Felukenfahrer. Nubier, die einen Universitätsabschluss haben, haben eine bessere Zukunft unter Ägyptens Elite.
 


Zuletzt aktualisiert am: 07. November. 2012